FRAUENÖSTERREICH

Stadt Wien schnürt Maßnahmenpaket für Gewaltschutz

Insgesamt rund 10 Mio. Euro für Gewaltschutz und mehr Budget für Männerberatung und Jugendarbeit

(rk) Die Stadt Wien baut ihr dichtes Gewaltschutznetz weiter aus und schnürt ein Gewaltschutz-Paket mit zusätzlichen Maßnahmen.

„Wir sagen als Stadt Wien klar: In unserer Stadt ist kein Platz für Gewalt gegen Frauen! Wir haben in Wien ein dichtes Gewaltschutznetz, das jetzt durch ein neues, zusätzliches Maßnahmenpaket für Gewaltschutz noch engmaschiger wird. Insgesamt investieren wir rund 10 Millionen Euro in Gewaltschutz und -prävention“, so Bürgermeister Michael Ludwig. „Gewaltschutz muss auf mehreren Ebenen ansetzen. Ein wichtiger Eckpfeiler ist hier die zusätzliche Investition in Täter- und Präventionsarbeit, um Gewalttaten im besten Fall verhindern zu können“, so Ludwig.

„Frauen, die von Gewalt betroffen sind, brauchen schnell und unbürokratisch Hilfe. Darum verdoppeln wir die Mittel für die Gewaltschutzvereine – um Frauen noch besser unterstützen zu können“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal. Und: „Da geht es um Akuthilfe und um niederschwellige Angebote, um Frauen zu helfen, einer Gewaltspirale zu entkommen. Die Beratung ist vertraulich, anonym und kostenlos. Außerdem setzen wir mit einem Gewaltschutz-Schwerpunkt beim ,Respekt-Programm‘ in den Schulen früh an. Gleichberechtigung und das Aufbrechen von überholten Rollenbildern spielen da eine große Rolle“, so Gaal.

„Gewalt gegen Frauen hat in Wien keinen Platz und wir stellen uns als Fortschrittskoalition massiv gegen diese Tendenzen. Dabei ist es uns wichtig, möglichst früh anzusetzen und die Themen Gleichbehandlung, Konfliktbewältigung, Burschenarbeit und Schutz von Mädchen und jungen Frauen in den Fokus der Jugendarbeit zu rücken. Wir müssen Muster durchbrechen und den jungen Menschen dabei helfen“, so Gemeinderätin und Klubobfrau Bettina Emmerling.

Rund drei Millionen Euro mehr für den Gewaltschutz

Allein 2022 investiert die Stadt Wien insgesamt rund 10 Millionen Euro in den Gewaltschutz. Das ist eine Erhöhung von rund drei Millionen Euro.

Maßnahmen des Gewaltschutz-Pakets:
  • Verdoppelung der Mittel für Wiener Gewaltschutzvereine (zusätzlich zur Finanzierung der vier Wiener Frauenhäuser):

– Zusätzliche Mittel fließen in die Beratung und Betreuung von Gewaltopfern sowie in Präventionsprojekte und –workshops. 2022 sind dafür insgesamt 2 Millionen Euro (statt bisher 1 Million Euro) eingeplant.

– Das zusätzliche Geld fließt in den Ausbau niederschwelliger Angebote, um einer Gewaltspirale zu entkommen. Im Mittelpunkt stehen Prävention und Intervention bei Gewalt sowie nachhaltige Unterstützungsmaßnahmen. Die Angebote sind anonym, vertraulich und kostenlos.

– Das sind etwa schriftliche oder telefonische Beratungsangebote (die durch Corona zugenommen haben) oder persönliche Einzel- bzw. Gruppenberatungen, genauso wie Prozessbegleitungen, andere Begleitungen außerhalb der Beratungsstellen oder Workshops zu dem Thema.

– Krisen- und Konfliktberatung ist ein Teil des Angebots.

  • Dreimal so viel Mittel (150.000 Euro statt bisher 50.000 Euro) fließen in Täterarbeit und Präventionsarbeit mit Männern der Männerberatung Wien:

– Ausbau der Anti-Gewalt-Trainings:
Das Anti-Gewalt-Programm ist ein „Training für Männer zur Beendigung von gewalttätigem Verhalten in Paarbeziehungen und Unterstützungsprogramm für Opfer“. Derzeit gibt es das nur für Klienten, die vom Gericht zugewiesen werden. Künftig können Männer auch freiwillig daran teilnehmen. Damit wird früher angesetzt – im besten Fall kann Gewalt gegenüber Frauen so langfristig verhindert werden.

– Gewaltprävention in der Jugendarbeit

– Trainingsprogramm zum Beenden von Gewalt im öffentlichen Raum und in Paarbeziehungen

– die Therapie von Straftätern

  • Das Programm „Respekt. Gemeinsam Stärker“ wird um einen Gewaltschutz-Schwerpunkt erweitert. Es wird verstärkte Präventionsarbeit an Schulen mit Burschen und Mädchen geben.

    Ab dem nächsten Schuljahr sollen an den 10 Wiener Schulen, an denen „Respekt“ umgesetzt wird, zusätzlich Schwerpunkte wie Gleichberechtigung, das Aufbrechen von Rollenbildern und Gewaltprävention verstärkt thematisiert werden.

  • Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe (WKJH) wird ausgebaut:
    Sie war und ist eine in der Pandemie besonders geforderte Anlaufstelle, die Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite steht. Der Personalbedarf wurde evaluiert. Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe stockt in einer ersten Etappe die Dienstposten für den Kinderschutz in diesem Jahr um 18 Vollzeit-Stellen in der Sozialarbeit auf. Außerdem wird das Angebot des ambulanten Kinderschutzes (familienunterstützende Angebote) 2021 massiv ausgebaut.
  • Eine wienweite Informations- und Bewusstseinskampagne zum Thema ist geplant – mit Schwerpunkt Zivilcourage.
  • 5. Frauenhaus und Frauenhaus für junge Frauen und Mädchen
    Die Stadt Wien baut bis 2022 ein 5. Frauenhaus mit 50 zusätzlichen Plätzen für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen. Damit wird es ab 2022 fünf Wiener Frauenhäuser mit insgesamt 225 Plätzen geben. Außerdem wird bis 2023 ein bestehendes Frauenhaus in ein eigenes Frauenhaus für junge Frauen und Mädchen (16 bis 22 Jahre) umgewandelt. Junge Frauen brauchen eine andere Form von Unterstützung.

    In dem neuen Frauenhaus wird es 14 Plätze geben. Junge Mütter sollen besondere Unterstützung bekommen. Und: Ein Fokus wird auf der Beratung bei Arbeit und Ausbildung liegen. Es geht darum, ihnen beim Schritt in die Selbstständigkeit zu helfen.

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