Vorarlberger Wertecheck: Für 88 Prozent bedeutet Arbeit Struktur und Sicherheit für das Leben
Unter dem Motto „Wie will die Vorarlberger Bevölkerung zwischen 16 und 35 Jahren in Zukunft arbeiten und leben?“, startete das AMS Vorarlberg eine Forschungsinitiative, begleitet von der Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften der FH Vorarlberg.Die Ergebnisse sollen nicht nur als Anhaltspunkte für die Öffentlichkeit und der Unternehmer_innenschaft dienen, sondern auch weitere Erkenntnisse für mögliche zukünftige arbeitsmarktpolitische Entscheidungen für das AMS Vorarlberg liefern.
Ausgangsidee dieser Studie war es, den gesellschaftlichen, sozialen, ökonomischen und arbeitsmarktpolitischen Wandel, der sich immer mehr in Richtung Individualisierung, Flexibilisierung und Entgrenzung bemerkbar macht, zu beleuchten. Auch in Österreich ist in den vergangenen Jahrzehnten ein Strukturwandel in der Arbeitswelt zu beobachten gewesen. Der Übergang von der industriellen zur postindustriellen bzw. Dienstleistungsgesellschaft macht sich sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben bemerkbar. „Wir wollten deshalb wissen, inwiefern sich unsere Bevölkerung von diesem Wandel betroffen fühlt und welchen Stellenwert Arbeit und Freizeit einnehmen. Diese Ergebnisse liefern wichtige Hinweise, die wir im Beratungskontext berücksichtigen möchten“, betont AMS- Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter. Im Rahmen der Befragung wurde deutlich, dass Arbeit und Beruf weit mehr sind als Pflicht und Broterwerb. Sowohl Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung und Sinnerleben als auch Sicherheitsaspekte sind von hoher Relevanz. Gleichzeitig ist es wichtig, dass anerkennenswerte Arbeit und damit Produktivität nicht nur im Rahmen von Erwerbsarbeit erfolgt. Für 88 Prozent gibt die Arbeit Struktur und Sicherheit für das persönliche Leben. 81 Prozent wünschen sich auch ihrer Talente und Fähigkeiten mehr in der Arbeit einbringen zu können. 69 Prozent wünschen sich flexible Arbeitszeiten. Hingegen flexible Arbeitsplätze in Unternehmen (Desk Sharing) oder geteilte Stellen (Job Sharing) lehnen sieeher ab. Hinsichtlich Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben 63 Prozent der Berufstätigen manchmal bis immer das Gefühl, ihre Berufstätigkeit beeinträchtige ihr Familienleben. „Diese Erkenntnisse können auch für Unternehmen wertvolle Hinweise für ein gezieltes Employer Branding liefern. Mit der Impulsberatung für Betriebe unterstützen wir jetzt schon Unternehmen, die sich intensiv mit dem Thema Arbeitgeberattraktivität befassenund damit beim Wettbewerb um gute Arbeitskräfte punkten möchten“, betont Bereuter.
Wertestudie –weitere Ergebnisse im Überblick
- 80 Prozent der Befragten würden auch dann gerne berufstätig sein, wenn sie das Geld nicht bräuchten, aber nur 35 Prozent der Berufstätigen würden nichts an ihrer aktuellen Arbeitssituation ändern wollen, wenn sie genug Geld zum Leben hätten.
- Für 80 Prozent ist es eher bis sehr wichtig, den Menschen in ihrer Umgebung zu helfen und sich um das Wohlergehen anderer zu sorgen
- 90 Prozent meinen, dass nichtbezahlte Arbeit wie Familienarbeit oder ehrenamtliche Tätigkeiten mehr gesellschaftliche Anerkennung finden soll
- Für 71 Prozent der Berufstätigen ist es eher bis völlig wichtig, Änderungsvorschläge zu Betriebsabläufen oder Produkten im Unternehmen einbringen zu können.
- 67 Prozent der Berufstätigen geben an, dass sie zur Erledigung ihrer Arbeitsaufgaben eher oder völlig von digitalen Medien abhängig sind
- Die Befragten möchten lieber in einem Büro mit einerbis zu drei anderen Personen arbeiten, als ein einem Einzelbüro. Großraumbüros erfahren eher eine Ablehnung
Die gesamte Studie mit weiteren Ergebnissen ist online im AMS Forschungsnetzwerk unter www.ams-forschungsnetzwerk.at unter dem Titel „Wie will die Vorarlberger Bevölkerung zwischen 16 und 35 Jahren in Zukunft arbeiten und leben?“ zu finden.