INTERVIEWJUGEND

Kaya Yanar im Interview über sein neues Buch Ich habe ein Knautschgesicht…

Herr Yanar, viele im Publikum lachen schon, wenn Sie die Bühne betreten; ohne dass Sie etwas sagen. Woran liegt das?

Ich glaube, das ist mein Knautschgesicht. Manche Leute haben einfach ein Funny Face. Mir geht es zum Beispiel so mit Rowan Atkinson alias Mr. Bean.

 Eines Ihrer Markenzeichen ist, Eigenheiten unterschiedlicher Nationalitäten zu karikieren. Etwa mit den Figuren Hakan aus der Türkei und Ranjid, dem Inder. Warum kommt das so gut an?

Weil uns allen die Eigenheiten auffallen und wir nicht wissen, wie wir  damit umgehen sollen. Vor allem in Deutschland wird immer hinterfragt, ob und was alles politisch korrektist. Ich pfeife auf politische Korrektheit und erzähle, was ich lustig finde. Anscheinend darf ich das. Deswegen kommt das wohl gut an. Ich kann Witze machen, die kein anderer machen darf…

 Sogar die Schweizer lieben es, von Ihnen durch die „Schokolade“ gezogen zu werden. Dabei gelten sie als nicht besonders kritikresistent. Oder ist das ein falsches Bild?

Durch die Schokolade? Hahaha, das   ist der feine Unterschied zu Deutschland: Da wird man höchstens durch den Kakao gezogen. In der Schweiz durch feine Schweizer Schokolade! Lecker! Ich weiß nicht, ob die Schweizer als kritikresistent gelten, auf jeden Fall gelten sie bei mir als äußerst humorwillig! Die dreijährige Tour »Reiz der Schweiz« war komplett ausverkauft und ich hätte noch weiterspielen können. Und die Stimmung war sensationell gut: Die Leute haben sehr gerne über sich selbst gelacht! Wirklich ein erstklassiges Publikum.

 Ihre Frau haben Sie per Zufall in Zürich kennengelernt. »Hallöchen« sagten Sie zu ihr, wie Sie im Buch mit viel Selbstironie verraten …

Ja, peinlich, nicht wahr? Dass daraus mal eine Ehegemeinschaft werden würde… Aber so ist das nun mal im Leben.

Damit war nicht zu rechnen. Und ausgerechnet eine Schweizerin, wobei ich einige Jahre zuvor noch über die zweifelhafte Erotik des Schwyzerdütsch gelästert hatte. Da hat sich Helvetia gedacht: »Na warte, Bursche!«

 Als Türke schauen Sie auf die Deutschen. Als Deutscher auf die Schweizer. Und jetzt machen Sie sich in ihrem Buch als Schweizer Deutschtürke über Kaya Yanar lustig. Wohin führt das noch?

In die Geschlossene. Die einzige Art und Weise, das politisch korrekte Gleichgewicht zu halten, ist, sich über jeden lustig zu machen, inklusive sich selber. Es ist nun mal ein spezielles Lebensgefühl, das Leben mit Abstand zu betrachten. Am besten mit ironisch humorvollem Abstand. Schließlich kommt hier keiner von uns lebend raus.

»Hör uf«, bekommen Sie von Ihrer Frau öfters zu hören, weil Sie so impulsiv sind und schlecht aufhören können. Hat deshalb auch Ihre Frau das letzte Kapitel geschrieben?

Ja, sie hat ohnehin immer das letzte Wort. Ganz zu Recht! Sie ist viel klüger und gebildeter als ich, außerdem hat sie die viel größere psychologische Reife, obwohl sie gerade erst volljährig geworden ist… Kleiner Scherz. Im Ernst, ich habe großen Respekt vor meiner Frau, schon alleine deswegen, weil sie dieses Interview lesen könnte.

 Sie verfügen über einen gewitzten Blick für das Trennende zwischen den Ländern. Gibt es etwas, das alle vereint?

Das Wort »Liebe« gibt es in jeder Sprache.

 Kein besonders geeigneter Stoff, um sich darüber lustig zu machen – oder doch?

Sicher, kennen Sie den Unterschied zwischen Liebe und Ehe? Liebe macht blind, Ehe ist der Augenöffner. Oh Mist, hoffentlich liest das meine Frau nicht!

Interview: Füssli Verlag

Foto: Nadine Dilly

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