Sportwetten haben erhöhtes Suchtpotential
Lisa Brunner ist Leiterin des Instituts für Suchtprävention in Wien (ISP). Im Interview spricht sie über die Gefahren bei Sportwetten und welche Möglichkeiten der Hilfe es gibt.
Frau Brunner, die Fußball Europameisterschaft beginnt in wenigen Wochen. Was bedeutet das für die Suchtprävention?
Vor allem eine Veränderung des Konsums und eine – zumindest zeitweise – Veränderung der Verhaltensweisen. Wir wissen, dass während sportlichen Großveranstaltungen zum Beispiel mehr Alkohol konsumiert wird. Wir wissen aber auch, dass mehr Menschen Sportwetten betreiben.
Bleiben wir bei den Sportwetten. Worin sehen Sie die Gefahr?
Wir wissen aus der Forschung, dass bei Sportwetten ein erhöhtes Suchtpotential besteht. Bei jungen Menschen sind sie besonders beliebt. Und die letzten Jahre haben einen radikalen Wandel mit sich gebracht.
Was hat sich in den vergangenen Jahren verändert?
Mit dem Internet haben sich ganz neue Perspektiven aufgetan. Wetten ist jederzeit und von jedem Ort aus möglich, außerdem fehlt wegen der Anonymität die soziale Kontrolle. Neue Wettangebote wie Live Wetten haben noch mehr Interesse geweckt. Die Werbung spricht gezielt junge Menschen an.
Was sollte ihrer Meinung nach geändert werden?
Sportwetten sind in Österreich – als einziges Land in der EU – nicht als Glücksspiel, sondern als Geschicklichkeitsspiel eingestuft. Das hat massive Auswirkungen auf den Schutz der Spielenden und auf die Werbung, die für Sportwetten gemacht werden darf. Hier sind Änderungen dringend notwendig.
Ab wann ist Wetten aus Suchtperspektive gefährlich?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Ganz sicher aber, wenn das Wetten gravierende Folgen im persönlichen, familiären oder beruflichen Umfeld nach sich zieht. Man spricht dann von einem pathologischen Spielverhalten. Das betrifft fast ein Viertel aller regelmäßig Sportwettenden.
Was kann man tun, wenn man das Gefühl hat, dass man zu viel wettet?
Mit dem Erkennen ist schon ein erster wichtiger Schritt getan. Online gibt es das kostenlose Programm genuggespielt.at. Das ist ein 8 Wochen Programm, bei dem man sein eigenes Verhalten hinterfragt und lernt, wie man mit der Sucht umgeht. Es gibt aber auch spezielle Einrichtungen, die auf die Beratung und Behandlung von Spielsucht spezialisiert sind. Auch zur Abklärung, wenn man sich nicht sicher ist, kann man kostenlos dorthin gehen. Junge Menschen sollen vor allem lernen, welche Risiken mit einer Sucht verbunden sind.