MEINUNG

Klatschen reicht nicht:

Zeit für höhere Löhne und echte Gleichstellung!

Die Corona-Krise hat verheerende Auswirkungen auf unser Land. Menschen verlieren ihre Liebsten und haben Angst vor dem Virus. 1,8 Millionen Menschen sind mittlerweile arbeitslos oder in Kurzarbeit. Zehntausende Firmen und EinzelunternehmerInnen wissen nicht, wie es weitergeht. In dieser Krisensituation zeigt sich aber auch etwas anderes sehr deutlich, was – vor allem medial – meist verdrängt wird: Unser Land ist ein Einwanderungsland, Migration ist Normalität und unser Arbeitsmarkt ist europäisch. Gerade der Handel, Produktion oder Pflege, die in der Coronakrise unser Land am Laufen halten, sind geprägt von ArbeitnehmerInnen mit verschiedensten Herkünften.

Im Pflegeheim und Krankenhaus. Im Paketdienst mit dem eigenen LKW. An der Supermarkt-Kassa. Auf dem Gemüsefeld, in der Lebensmittelproduktion, auf der Baustelle: Ohne uns MigrantInnen (und unseren Kindern) läuft wenig im Land. Ganze Branchen würden ohne uns zusammenbrechen. Die Versorgung in den Krisenwochen hätte nicht so gut funktioniert. Das muss einmal klar und deutlich gesagt werden.

Ich erwarte mir jetzt keinen Dank oder ein Klatschen der Bundesregierung – vom Konzernkanzler Kurz sowieso nicht. Ich fordere ein, was auch abseits von Corona endlich nötig ist: Höhere Löhne, Respekt  für uns MigrantInnen, Sichtbarkeit und endlich rechtliche Gleichstellung. Es muss Schluss sein mit der Ausbeutung am Arbeitsplatz, mit der Verächtlichmachung (wenn man vielleicht einen Akzent hat), den rassistischen Kommentaren und der systematischen Benachteiligung von unseren Kindern und Enkeln im Bildungssystem. Wir MigrantInnen sind nicht BürgerInnen zweiter Klasse. Wir wollen in unserem Land Österreich gleichberechtigt mitreden und genauso unsere gemeinsame Zukunft mitgestalten. Es wird Zeit für eine Erhöhung der Mindestlöhne genauso wie für ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht. Ökonomische und rechtliche Gleichstellung wollen und werden wir ArbeitnehmerInnen (ob mit oder ohne Migrationsbiografie) auf politischem Wege durchsetzen. Corona  hin oder her. Das erwarte ich mir nicht „als Dank“ – wir werden uns holen, was uns zusteht. Versprochen.

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